Montag, 27. August 2012

Trennbankensystem

Da schreibt Herr Bastian Frien über das Trennbankensystem bzw. erwartet von CFO's eine Stellungnahme:
http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/banken/was-zusammen-gehoert/?src=nl120824

Ich bin zwar kein CFO, aber ich möchte dennoch dazu Stellung nehmen:
  1. Herr Frien schreibt: "Reißt man Kreditgeschäft und Investmentbanking auseinander (und das passiert im Trennbankensystem zumindest im Geschäft mit dem großen Mittelstand automatisch), funktioniert das gesamte Pricingmodell nicht mehr. Der Kredit muss dann teurer werden."
    Dies erschließt sich mir nicht. Meines Erachtens unterstellt Herr Frien unzulässigerweise, dass das Kreditgeschäft durch das Investmentgeschäft subventioniert wird. Nun habe ich kaum alltägliche Erfahrungen im Kredit- oder Investmentgeschäft aber jeder Banker, der bei mir auf Crosseffekte setzen würde, hätte keinen Spass mit mir. Ich bin gespannt ob ich hier Widerspruch erfahre.
  2. Der zweite Aspekt ist laut Herrn Frien die Anzahl der Bankbeziehungen. Zwar ist es richtig, das sich im Trennbankensystem die Anzahl der Bankbeziehungen erhöhen kann, allerdings wäre mein Grund hierfür eher das zu berücksichtigende Risiko des Bankpartners. Im Universalbankensystem nimmt mir dieses Risiko der Staat ab, im Trennbankensystem muss ich mich selbst um dieses Risiko kümmern. Aus gesellschafts- und ordnungspolitischen Überlegungen wäre mir hier ein Trennbankensystem deutlich lieber. Die Schlussfolgerung des Herrn Frien "Für die Kunden heißt das weniger Verlässlichkeit, mehr Gesprächsfäden, mehr Zeitvergeudung, mehr Frust." kann ich aber gar nicht nachvollziehen. So schlecht sind die Banker hierzulande auch nicht ausgebildet.

  3. Den letzten Absatz des Artikels muss ich hier einzeln kommentieren:
           "Und das alles zum Wohle des Gesamtsystems, Trennbanken sollen ja schließlich das große Ganze sicherer machen. Nur gibt es dafür keine überzeugenden Argumente, weder in der Historie noch in der Theorie."
    Nicht diskutierbare Polemik! Schade eigentlich, denn das Thema hat mehr verdient.

           "Wenn Trennbankensystem hieße, die Handelsspekulation der Banken zu isolieren, wäre dagegen nichts zu sagen. Doch der Schnitt geht mitten durch die Geschäftsbeziehung von Unternehmen mit ihren Banken."
    Eine Alternative könnte natürlich auch sein, den Banken jeglich Spekulation zu untersagen, um die Kunden und die Gesellschaft vor diesen Handelsspekulationen zu schützen, aber da würde ich aus ordnungspolitischer Sicht ein Trennbankensystem vorziehen.
    Darüberhinaus wird meines Erachtens die Bedeutung des Investmentbanking für den Mittelstand überbewertet.
Wie gesagt, ich bin kein CFO und auch meine theoretischen Studien zu dem Thema leigen bereits einige Jahre zurück, aber ich bin überzeugt, dass die letzte Bankenkrise durch ein Trennbankensystem gerade für den Mittelstand deutlich sanfter verlaufen wäre und auch den Steuerzahler deutlich weniger gekostet hätte.

1 Kommentar:

Jakant hat gesagt…

Lieber Herr Schimanski,

erst spät komme ich zu einer Antwort, aber schuldig möchte ich sie doch nicht bleiben.

Zu Ihrem ersten Punkt: Ich glaube, benso viele Banker wie Treasurer können Ihnen bestätigen, dass in der Tat Investmentbanking im weitesten Sinne (also inklusive Hedging) das Kreditgeschäft subventioniert bzw. die Gesamtkundenbeziehung auf das notwendige Renditeniveau hebt.

Zum zweiten Punkt: Natürlich ist Risikostreuung im Bankenkreis ein wichtiger Aspekt, aber dazu reicht die derzeit übliche Zahl in der Regel aus. Und nein, Banker sind nicht schlecht ausgebildet, aber jeder will sein bisschen Kundenzeit ...

Und zum dritten Punkt: Hmm, ein bisschen Polemik steckt da schon drin. Aber als Historiker, der doch eine Reihe von Jahren über das Bankwesen gearbeitet hat, fehlen mir bislang tatsächlich die überzeugenden historischen Argumente für ein Trennbankensystem. Es scheint mir vielmehr, als stürzte das Finanzsystem unabhängig von der Struktur in gewissen Abständen einfach mal ab.

Dass wir mit einem Trennbankensystem eine "billigere" Krise gehabt hätten, glaube ich nicht. Lehman war ja nun nicht gerade eine klassische Universalbank, ebensowenig wie die IKB oder gar die Hypo Real Estate. Die Vernetzung besteht, ob Trennbanken- oder Universalbankensystem.

Schließlich glaube ich auch nicht, dass ein TRennbankensystem weniger Schwierigkeiten für den Mittelstand bedeutet hätte - der hat nämlich mit den Banken gar keine Schwierigkeiten, zumindest keine, die mit der Finanzkrise zu tun haben. Im Gegenteil haben fast alle Banken den Mittelstand als attraktiven Kunden behalten oder sogar wiederentdeckt.

Viele Grüße
Bastian Frien